Habe das alte Thema gerade erst entdeckt und oute mich auch. Pilar geht dieses Jahr zum Hengst. Ich war immer eine überzeugte Gengnerin der Zucht mit Ekzemern aber - um es ganz einfach zu sagen -ich WILL ein Fohlen aus DIESER Stute. Klar, das Risiko einen Ekzemer zu züchten ist gegeben, ich sehe es jetzt einfach ´mal gering (das mag man als Zweckoptimismuns auslegen). Mag auch an meiner Einstellung liegen, ich finde Ekzem nicht sooo schlimm, weil zu 99% gut behandelbar. Alle mir bekannten Vorfahren von Pilar sind ekzemfrei (kenne z.B. beide Elterntiere, Mutter mit über 20 ekzemfrei gestorben, Vater lebt noch und hat auch kein Ekzem), alle mir bekannten Geschwister (1 Stute mit dem gleichen Vater, 4 Nachkommen der gleichen Mutter) sind ekzemfrei, beide Nachkommen von Pilar (Stute von 1999 und Stute von 2000) sind ekzemfrei, obwohl sie als Cremellos (*grusel* - der diesjährige Papa wird braun, kein Falbe) hautmäßig sicherlich empfindlicher sind als andere. Wobei das 2000er Fohlen leider noch da steht, wo ich Pilar herhabe - sumpfige Weiden, mangelhafte Fütterung, schlechte Stallhygiene, eigentlich beste "ekzembedingungen". Und das 99er Fohlen ist Staatsprämienanwärterin und hat eine super Leistungsprüfung gemacht - so kamen dann meine Prinzipien schwer ins Wanken. Habe die Entscheidung für MICH getroffen, sicherlich auch, weil ich irgendwann gerne wieder ein Reitpferd hätte. Und zwar eines, wo ich weiß, wie es aufgezogen wurde (beginnend mit der Zuchtstutenfütterung). Und wo ich weiß, daß die Stute trotz schlechtester Bedingungen (8 Jahre Schulbetrieb, teilweise mehrere Stunden täglich auf steinhartem Hallenboden, mind 3 Jahre davon schlecht gepflegt und gefütter) gesund auf den Beinen und auf der Lunge ist.
Grundsätzlich will ich da aber nicht verallgemeinern. Ich habe ja im Schulbetrieb noch eine Isistute mit Ekzem. Auch Grima hatte schon ein Fohlen (Vater ekzemfrei), da sie erst in der Trächtigkeit erste Ekzemanzeichen gezeigt hat. Ihr Sohn ist jetzt 4 und ekzemfrei. Da ich aber von ihr weder Eltern noch Geschwister kenne von denen ich Rückschlüsse auf genetische Prädisposition schließen könnte wird sie keine Fohlen mehr bekommen.
Zur zuchtrichterlichen Beurteilung:
Ein Hengst mit deutlichen Ekzemanzeichen (abgeschubbelte Mähne, offene Stellen, kahle Schweifrübe) wird wohl in keinem Verband gekört werden. ABER so ein Hengst wird auch nicht vorgestellt werden. Wer einen Hengst zur Körung vorstellt (was ja oft auch aus finanziellen Anreizen heraus geschieht) wird ihn optimal herausbringen - und wir wissen ja alle, daß ein Ekzemer, der "sein" Mitel gefunden hat aussieht wie ein ganz normales Pferd. Da es keinen zuverlässigen Ekzemtest gibt kann man da auch nichts nachprüfen.
Außerdem werden Hengste 2 1/2 jährig vorgestellt, Stuten 3jährig - viele entwickeln das Ekzem aber erst später. Da liegt es dann am Besitzer, ob das Tier in der Zucht bleibt oder nicht. Oftmals entscheidet auch der Markt - "man munkelt" ja oft in Züchterkreisen, daß Hengst XY nicht ganz sauber ist, und schon geht die Nachfrage zurück.
Im Dezember war ich auf einem Zuchrichterlehrgang in München, "geübt" haben wir mit den Stuten, die zur Leistungsprüfung da waren. Unter anderem eine New Forest Stute mit deutlichem SE.
1. Ist dieses SE nur mir und noch 2 anderen "Erfahrenen" aufgefallen, die Stute hatte nämlich eine nette Stehmähne und einen reitponymäßig-modisch frisierten Schweif.
2. Haben wir, als wir das Thema ansprachen, gelernt das SE zwar die Gesamteindrucksnote drückt, aber kein alleiniger Grund zum Zuchtausschluß sein KANN, weil diese Enstcheidung sicherlich gerichtlich anfechtbar wäre - eben weil die Erblichkeit umstritten ist.
3. Sagten unsere "Lehrer" - der Zuchtleiter bei den Kleinpferden und der stellvertretende Zuchtleiter bei den Warmblütern, daß es sehr heikel ist, öffentlich den Verdacht anzusprechen, daß eine Stute Ekzem hat, weil kleinere Scheuerstellen ja durchaus auch andere Ursachen haben können. Sie sprechen das dann im 4Augengespräch mit dem Züchter zwar an, können aber auch nicht mehr tun, als eine Empfehlung auszusprechen.
Insgesamt ein schwieriges aber interessantes Thema das weitere Forschungen verdient.
L.G.,
Judith