Autor Thema: Reiten ohne Gebiss  (Gelesen 32767 mal)

Offline Florelle

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Reiten ohne Gebiss
« Antwort #15 am: September 04, 2006, 22:23:42 »
Hi Leonie...

und Co....

warum ich meine Pferde vom Gebisslosen umstelle? Ganz einfach....

Gebisslos reiten auf Turnieren kann ich nur Pferde bis einschließlich 6 Jahre. (Westernreiten oder in der Einsteiger Klasse, da bin ich rausgewachsen).
Ich reite meine Pferd gerne im Bosal, mit meinem verstorbenem Pferd bin ich viel auf Turnieren erfolgreich mit Bosal gestartet. Ich mag das gebisslose Reiten, aber meine Pferde werden auch in der klassischen Dressur geritten. Mit einem Stangengebiss kann ich über den Hebelarm wesentlich leichter auf das Pferd einwirken und es auch versammeln. Das hat was mit der Kinnkette, dem Hebel und dem Genickriemen zu tun. Nein, ich brauche keine Stange zum bremsen, aber ich reite die Pferde später einhändig. Das geht Gebisslos nicht ganz so einfach. Die Einwirkung über die Nase und die Backen ist immer diffuser als über das Maul. Ich kann das Gebislose Reiten nicht als Allheilmittel und  Pferdefreundlich beschreiben. Ich kenne Leute, die reißen am Knotenhalfter und an dem Sidepull und auch an der Trense, dass mir die Tiere leid tuen. Sie haben vergessen, das Reiten nicht nur über die Steuerung funktioniert, sondern auch über Gewicht und Stimme. den Beinen und auch über den Zügelimpuls. Das Nachgeben des Pferdes auf dem Druck des Zügels. Und ein im Gleichgewicht, losgelassen sitzender Reiter. Und ein losgelassendes Pferd. Ein ausgebildetes Pferd kan ich auch mit Halsring reiten. Das kennt seinen Job.
Latschenden Pferde mit Knotenhalfter sind zwar nett, aber nicht gut geritten. Ich möchte meine Pferde auch versammeln können und suche meine Zäumungen nicht nach der Mode aus, sondern was ihnen zusagt und womit sie sich wohlfühlen. Flo mag überhaupt keine gebisslosen Zäumungen. Das findet sie ätzend. Auch Nasenriemen, aber ich besitze nur einen, einem von Ebay, der verstaubt jetzt in der Sattelkammer.

Guuuute Nacht.....Rechtschreibfehler dürft ihr behalten....  :rolle:

LG Imke
Florelle * im Mai 2000, Haflinger, Ekzem seit 2004,
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Offline Gaprice

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Reiten ohne Gebiss
« Antwort #16 am: September 05, 2006, 05:33:53 »
Hallo Imke,

Vielen Dank für deine NAchricht. Ich glaube du hast es für mich ganz deutlich auf dem Punkt gebracht. Alle Vor. und Nachteile aufgelistet. Wegen der Dressur kann ich gut verstehen, dass man dann doch auch auf Gebiss umsteigen muss.

Zitat

 Mit einem Stangengebiss kann ich über den Hebelarm wesentlich leichter auf das Pferd einwirken und es auch versammeln. Das hat was mit der Kinnkette, dem Hebel und dem Genickriemen zu tun.

Das ist dann glaube ich neu bei den Glücksrad. Den kan mit Kinkette bekommen und auch mit Shanks (Hebel).

Ach ja, bei den meisten Gebisslosen Zäumen ist keine Einwirkung auf Genick dabei, außer bei den Bittles bridle? Nur sind da die Riemen gekreuzt (am besten mal auf der I-Seite angucken) und frage mich ob es da keine Verzögerung gibt. also wenn man druck ausübt, ob es schnell genug wieder auseinander/loszieht? Denn wenn es sehr verspätet kommen würde, wäre es ja eher negativ.

Fahr jetzt mal erst zur BBS.

 :knuddel:
Leonie
Gaprice, *2003, Alt-Oldenburger/Ostfriese, SE seit 2005, Klassische Homöopathie, Offenstall in Niedersachen (Moorgebiet)

Pferdeverstand: das, was Pferde davon abhält, auf künftiges Verhalten der Menschen zu wetten.

Offline Florelle

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Reiten ohne Gebiss
« Antwort #17 am: September 05, 2006, 07:57:31 »
Mich hat das Bitless Bridle nicht überzeugt. Die Riemen kreuzen am Unterkiefer. Dadurch bekommt das Pferd auch Druck an der Nase. Aber, das ist sehr ungenau und die Lenkung ist nicht direkt, sondern eigentlich überkreuzt. Und die Spannung der Riemen löst sich nicht schnell genug. Die Pferde, die ich kenne, waren im Vergleich zur Trense nicht wirklich zufrieden damit.
Das Glücksrad finde ich da besser, es hat direkte Einwirkung.
Auf das Genick wirken nur Hebelarmgebisse (auch Gebisslos) mit einem Oberbaum. Gebisslosse Zäumungen mit Hebel(mech. Hackamore) können dem Pferd aber sehr weh tun, weil sie mit Druck das Maul zusperren. Pech, wenn die Zunge gerade zwischen den Zähnen war....

LG Imke
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Offline Gaprice

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Reiten ohne Gebiss
« Antwort #18 am: September 05, 2006, 16:39:40 »
Hallo Imke,

danke das du dich so fleißig meldest.

Genau das habe ich mit den Bittles Bridle auch gemeint. Das überkreuzte gefällt mir nicht so gut.

Von Hebelwirkungen bin ich gar nicht so begeistert.

Wie du auch schon sagtest würde mir das Glücksrad auch am meisten gefallen. Aber wenn ich das benutzen würde, würde ich es erst mal auf unsere alte Stute ausprobieren, die kann man auch mit Halfer reiten, dann kann ich da erst mal Erfahrungen mit machen.

 :knuddel:
Leonie
Gaprice, *2003, Alt-Oldenburger/Ostfriese, SE seit 2005, Klassische Homöopathie, Offenstall in Niedersachen (Moorgebiet)

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Micha68

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Reiten ohne Gebiss
« Antwort #19 am: September 06, 2006, 20:04:34 »
Hallo,

Imke hat es schon gut gesagt. Moritz habe ich auch wegen der
Versammlung auf das Gebiss umgestellt.Ich fande das das erste anreiten mit Lindel für ihn einfacher war z.B. beim Richtungswechsel. Er läuft mit und ohne Gebiss
gleich gut. Wichtig dabei finde ich auch zu Bedenken das gebisslos nicht gleich "sanft" ist. Mein Haflinger z. B. geht gar nicht mit Lindel aber gut
mit LTJ Gebiss. Man muß nur das richtige finden.

LG
Michaela

Offline lara

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Reiten ohne Gebiss
« Antwort #20 am: Dezember 08, 2006, 18:17:00 »
Hallo Imke, So fest würde ich die Kinnkette niemals verschnallen!
Ich reite unsere Rhani auf dem Platz mit und im Gelände ohne Gebiss. Zum Anreiten hat für sie ein Halfter gereicht (draußen) , später kam ein Genickstück mit Snaffle dazu.
Unsere alte Dunja war ziemlich verdorben, als ich sie gekauft habe. Total hart im Maul aber Durchgänger. Für sie war eine mechanische Hackamore genau richtig, mußte aber zum Glück nur ein einziges Mal in die Zügel. Danach Snafflebit, erst ohne und als sie so weit war mit Shanks. Da ich grundsätzlich im Gelände erwarte, daß die Pferde auf das Gewicht des Zügels und anlegen am Hals reagieren, konnte ich sie im Sommer mit einem Strick um den Hals reiten. Sie durfte verletzungsbedingt lange Zeit nichts am Kopf tragen.

Lg, Sabine
Ekzempferd Rhani, Welsh Cob, Rappstute, geb. 1999 SE seit 2000     
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Chris

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #21 am: Februar 13, 2007, 12:50:04 »
Hallo,
jetzt möchte ich meine Erfahrungen auch mal weitergeben.
Ich habe meinen Connemara Patrick erst mit doppelt gebrochenem Gebiß mit Kupferrolle eingeritten und diese auch lange benutzt. Zwischendurch auch schon mal Halfter und Strick. Wir haben eine Ausbildung im Chiron-Reiten (Springen) nach Rolf Becher gemacht und da musste mal die Zügel auf den hals schmeißen und freihändig springen.
 :schock: Aber es ging wirklich klasse. Dann bin ich auf das Sidepull umgestiegen. Patrick wird nur noch damit geritten und es geht echt super. Sein Kumpel Robin steht allerdings nicht so auf "frei Nase". er geht lieber auf Doppelt gebrochenem Gebiß. Tja...
Allerdings habe ich ihn auch oft mit Sidepull geritten.
Unser dicker Tinker Cisco geht nur darauf - obwohl es schwer ist, für den Riesenschädel ein passendes zu finden. UNseres ist etwas "selbstgestrickt" :gruebel:
Aber wir hoffen auf die Equitana...
Kerry soll auf jeden Fall auch gebißlos angeritten werden, aber an ein Gebiss werde ich ihn auf jeden Fall auch gewöhnen. Und - wie wir im Oberbergischen sagen: "mer süht es"...
Mal gucken, wie der reagieren wird - aber er hat ja noch 2 Jahre Zeit, bevor er das große Vergnügen hat, mich schleppen zu dürfen :frech:
Gruß
Chris

Offline farandi

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #22 am: Februar 13, 2007, 14:55:25 »
Es gibt soooo viele Gebisslose Zäumungen!
Ich habe mich damals als ich mit anreiten begonnen habe für das kolumbianische Bosal entschieden. Man kann es mit 1 Paar Zügeln - was ich ganz am anfang auch gemacht habe - oder 2 paar Zügeln reiten. Dann hab ich ein Gebiss dazu geschnallt. Also  1Paar im Gebiss und das andere Paar im Bosal.
Ich reite momentan nur mit Gebiss, dann und wann auch mal nur mit K.Bosal, oder mit Beiden . Er reagirt super drauf.
Farandi: *2001 - Isländer - SE seit Okt.05

Haltung: in Bayern , Offenstall , Sommer Weidegang bis 6 Stunden

Behandlung: Dieses  Jahr wieder Wiemerskamper für Mähne , Penatencreme für Bauch, Neu dazu Effol-Gel und Spray!

Offline Teffi

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #23 am: Februar 13, 2007, 15:29:54 »
Hallo,

den Hafi den ich früher geritten bin, ging ohne Gebiss viel besser als mit. Ich hab mir eigentlich nur mal zum spaß ein Lindel von ner Freundin ausgeliehn. Dachte nicht das ich ihn damit so gut halten kann, da ich mit Trense oft genug mit ihm zu kämpfen hatte (bei ihm ist in der Ausbildung so gut wie alles schief gelaufen, was nur schief gehen kann). Ich bin ihn dann wirklich fast ein Jahr ohne Gebiss geritten und er ging echt super. Nachher hab ich dann immer mal wieder gewechselt, wozu ich gerad Lust hatte, aber er ging nach der Gebisslosen Zeit wesentlich besser mit Gebiss, als vorher. Jetzt ist er leider so krank das er nicht mehr geritten werden kann.
Mein Pony, auch Hafi, lässt sich nur sehr schwer mit Lindel reiten. Zur Zeit ist sie auch zu aufgedreht und nervös, so dass es mit im Moment zu gefährlich ist es nochmal aus zu probieren. Doch sobald sie wieder "runter kommt von ihrem Tripp", also wir endlich wieder in den Wald dürfen (wegen Sturmschäden immer noch nicht begehbar) werd ich es nochmal ausprobieren. Denn ich finde gerade für längere Ritte ist es auch für die Pferde angenehmer.
Lilly (Haflinger) *09.05.1993 Sommerekzem seit ca. 2000, Haltung: Offenstall
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julchen

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #24 am: März 02, 2007, 14:04:02 »
hallo,

meinen criollo-wallach habe ich mit einem side-pull eingeritten. mittlerweile ist er 11 jahre und wird immernoch gebissloss geritten. entstanden ist das eigentlich aus purer verzweiflung. mein "doofi" wollte sich das gebiss partout nicht ins maul stecken lassen. also sind wir dabei geblieben. mitllterweile geht er auch schön im versammelten gallopp. im letzten sommer haben wir es nochmal mit dem gebiss versucht - war nicht unbedingt von erfolg gekrönt. also lassen wir's. meine hafi-stute ist gebisslos nicht zu reiten - dann macht die rennsemmel was sie will.( wird aber eh englisch geritten und der criollo western)

gruß

jul.

NicoleHelmken

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #25 am: März 02, 2007, 18:03:31 »
Na, dann gebe ich meinen Senf auch noch mal dazu, aber Achtung, das könnte lang werden  :frech:

Grundsätzlich ist der erste Unterschied zwischen Gebiss und Gebisslos, dass sämtliche gebisslose Zäumungen NICHT für einen dauerhaften stetigen Kontakt zum Pferdemaul gedacht sind, wie es ja z. B. beim englischreiten erwünscht ist. Wer seine Pferde gerne sehr intensiv und in höhere Klassen dressurmäßig ausbilden möchte, der wird früher oder später an Grenzen stoßen bezüglich der Beizäumung (Aufrichtung). Man kann aber durchaus ein Pferd gut gymnastizieren, wenn man in der Lage ist, dies ohne Zügeleinsatz zu tun, also hauptsächlich über Gewicht und Schenkel.

Die gebisslosen Zäumungen unterscheiden sich in der Wirkung:

Das Sidepull / Lindel wirkt auf den Nasenrücken und seitlich weisend und ist daher für Leute, die gerne Dressur reiten, eigentlich noch am besten geeignet. Es muss so fest verschnallt sein, dass es nicht am Kopf herumrutscht. Die Härte der Einwirkung hängt vom Nasenstück ab (Seil einfach oder doppelt, Leder, Lammfell etc.).

Die Hackamore (mechanisch) gibts ebenfalls mit unterschiedlich harten Nasenstücken (Leder gefüttert, Metall mit Leder umwickelt etc.) und mit langen oder kurzen Anzügen. Sie wirkt durch die Hebel auf Nasenrücken, Kinn und Genick. Es sind keine seitwärtsweisenden Hilfen möglich und es ist nicht unbedingt für Pferde geeignet, die sich sowieso gerne einrollen, weil man sie damit nicht hochholen kann. Die Hackamore sollte so verschnallt sein, dass der Druck bei ca. 25° Annahme der Anzüge erreicht wird (also ein Finger sollte noch Platz haben zwischen Nasenrücken und Nasenstück). Bei harter Hackamore und langen Anzügen kann man dem Pferd sehr weh tun!

Das Glücksrad wirkt ähnlich wie die Hackamore, wobei man hier ja auch die Zügel in ganz neutrale Stellung schnallen kann, dann ist es wie reiten mit festem Halfter. Beim Glücksrad ohne Shanks ist die Wirkung noch weicher als beim Hackamore.

Das Bitless Bridle wurde schon beschrieben.

Das Bosal oder Vosal arbeitet mit Druck auf den Nasenrücken bzw. die Seiten. Da die Zügel meist unten dran gemacht werden, und nicht an der Seite, eigent es sich eigentlich wirklich nur für Leute, die viel mit Gewicht arbeiten und deren Pferd auf Zügel-an-den-Hals-legen reagiert - also nix für englischreiten-gewohnte.

Knotenhalfter, Bändele, Stallhalfter und ähnliches lehne ich zum Reiten ab (zumindest im Gelände), da es am Pferdekopf zu instalbil ist. Es kann leicht verrutschen, ins Auge geraten oder es kann sich gar ein Ast drunterklemmen... Allerdigns ist es eine gute Übung einmal zu versuchen, das Pferd auf dem Platz mit Halfter und zwei Stricken zu reiten - dann kann man nämlich mal sehen, wie gut man Schenkel und gewicht wirklich einsetzt  :biggrin:

Die ersten Reitversuche sollten auf dem Reitplatz stattfinden, bis sich Pferd und Reiter an die neue Zäumung gewöhnt haben. Natürlich ist es sehr schwer, ein durchgehendes Pferd im Gelände gebisslos zu halten - aber ehrlich gesagt kann ich das mit Gebiss auch nicht. Und wer sein Pferd ohnehin nicht mit Zügel sondern mit den anderen Hifen reitet neigt ja selten dazu, einen solchen Druchgänger zu haben  :wink:

Meine persönlichen Erfahrungen: Aufs Sidepull hat mein Pferd nicht so gut reagiert. Bitless Bridle konnte ich wegen des stattlichen Kinnbehangs vergessen. Wir reiten seit Jahren mit der weichen Hackamore (dickes Lederpolster, kurze Anzüge) im Gelände (am langen Zügel in jeder Gangart) und auf dem Platz. Hier benutze ich die Zügel nur punktuell, z. B. bei langen Kurven zum korrigieren der Kopfhaltung. In der Regel reite ich aber auch dort am langen Zügel, normalerweise reicht es, den Zügel etwas höher zu nehmen, oder zur Seite, durch das veränderte Gewicht kommt schon was vorne an (das nur zum Thema schwammige Hilfen - kommt immer drauf an, wie sensibilisiert das Pferd ist  :biggrin:).

Zwischendurch versuche ich es immer mal wieder mit einem Gebiss, was jedes mal voll nach hinten losgeht, weil meine Stute das Metallstück im Maul einfach total scheiße findet (sogar wenn ich die Zügel gar nicht annehme) und früher oder später die Mitarbeit verweigert. Daher werden wir wohl nie reiterlich große Fortschritte machen, sondern halten uns eben auf unserem Niveau, aber im Grunde wollten wir ja sowieso nie aufs Turnier.

Offline Florelle

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #26 am: März 03, 2007, 14:04:58 »
Moin zusammen... ich denke, wir sollten die Gebisse und gebisslosen aus der Sicht des Pferdes und des gewünschten Erfolges beurteilen. Es gibt mittlerweile sooo viele Gebisse (-lose), dass es für jeden Anspruch etwas Passendes gibt. Es sollte nicht in Gut und Böse..... Motto wer mit Stange reitet hat sein Pferd nicht im Griff und wer ohne Gebiss reitet schlufft durchs Gelände... unterteilt werden. Jeder hat sein Ziel und seine Wunsch Vorstellung und wenn das Pferd lieber nix im Maul möchte und damit zufrieden ist, ist das völlig OK.

Ich halte es nur für wichtig, dass man sich über die Wirkungsweisen der Gebisse (-losen) informiert, und nicht nur etwas Nachplappert, was gerade aktuell in Mode ist oder irgend eine Konifere  :smiley1: als das Nonplusultra propagiert. "Habe da zufällig was im Kofferraum und kann es Dir für doppelt so teuer wie im Laden verkaufen...." Es gibt so Trainer, die haben noch einen florierenden Kofferaumladen.

Es gibt Menschen, die sind so erfahren mit Pferden, dass sie mit einem Glücksrad usw bis zur hohen Schule ausbilden. Die haben sich dann aber auch entsprechende Pferde ausgesucht, die zu ihnen passen. Da sollte jeder mal in sich gehen, und ganz genau im Hinterkopf seinen eigenen Ziele und Kenntnisse raussuchen und ehrlich zu sich selbst sein.

Und wenn man dann noch einen qualifizierten Einzelhändler oder Trainer an der Hand hat, der berät und ausprobieren lässt, dann kann man seine richtige Pferdesteuerung oder Kommunikationsgerät sicher finden.

Nur was dem einem Schmeckt, findet der andere Ekelerregend.... so ist das nun mal.

LG Imke
Florelle * im Mai 2000, Haflinger, Ekzem seit 2004,
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Dickipferd

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #27 am: März 18, 2007, 18:59:27 »
Meine - leider letzten September verstorbene - Arabersute habe ich gekauft, da war sie ziemlich hart im Maul, wollte nur rasen und ich musste mich ziemlich "reinhängen" um sie in schnellen Tempi zu kontrollieren (Habe sie trotzdem gekauft, weil ich sie von "vorher" kannte, bevor ein Mädel sie so hart im Maul gemacht hat). Da ich bei meinem ersten Pferd schon gute Erfahrungen mit dem "Pony - Hackamore" (Hackamore mit kurzen Anzügen und breiter Lederplatte auf dem Nasenrücken) gemacht habe, habe ich es ausprobiert. War ein Risiko - aber hat funktioniert. Sie reagierte ganz fein, wurde wieder durchlässig im Genick und ging entspannter in allen Gangarten kein "Kämpfen" mehr. Später habe ich sie auch wieder mit Wassertrense geritten, aber bevorzugt habe ich immer meine Gebiss-lose Zäumung. Für eine richtige Dressur ist die Zäumung wohl nichts, aber für mich als Freizeitreiter was sie ideal.
Bei meinem dickköpfingen Hafi würde ich sie allerdings nie probieren. Aber ich denke bei einem Pferd, das bei der Halfterführigkeit fein reagiert, sich auch noch gut leiten läßt, wenn man mal hinter der Schulter ist, kann man ohne weiteres die gebisslose Zäumung probieren.
Viele Grüße, Dickipferd

Offline ramses

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #28 am: März 19, 2007, 09:10:56 »

Hallo Dickipferd,

ich habe meinen Hafi damals mit genau so einer Hackamore wie Du sie beschreibst ausgebildet. Für mich stand damals fest, dass ich mit dem Ding sicher nie ins Gelände gehe. Vor ein paar Jahren hab ich die Hack wieder ausgebuddelt und probiert. Seit ca. drei Jahren reite ich im Winter ausschließlich damit und im Sommer auf lockeren Ausritten auch. Fabi genießt es und geht frei und entspannt.
Je nach Stimmung reite ich auch oft mit einem doppelt gebrochenen Gebiss... unser Weg ist nicht fest vorgeschrieben... Ich teste gerne auch andere Zäumungen und lasse mich auch von anderen Überzeugen... Im Moment ist es aber die Mischung aus doppelt gebrochenem Gebiß und der "weichen" Hackamore

Liebe Grüße

Sandra

Fabian *08.04.1992  -  Haflinger -  Sommerekzem seit 2001 -  Haltung: Offenstall in Ostfriesland / im Sommer mit begrenzetem Weidegang -
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Offline cisko

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Re: Reiten ohne Gebiss
« Antwort #29 am: März 19, 2007, 10:08:31 »
Mein Criollo kommt aus Argentinien und wurde dort zugeritten.
Wer schon mal ein so "ausgebildetes" Pferd mit einem "Original-Gebiß" geritten hat, wird sich mit Grausen abwenden (hatten wir vor kurzem, als wir einen Zweiten gekauft haben, leider reichlich): Criollo-Gebisse bestehen aus einer dicken starren Stange, mit oder ohne Zungenfreiheit, mit mittel-langen Shanks dran. Gebrauchsanweisung eines Händlers: Kann man nur einhändig reiten. Zügel von unten durch die Faust führen, ganz kurz nehmen, auf keinen Fall nachgeben und dann verwenden wie Joystick: Vorne=Gas geben Hinten=Bremsen rechts=rechts links=links. Vergessen hat er noch: "Und bloß nicht die Beine anlegen, dann schalten sie gleich 2 Gang höher". So reitet man dann in echter Gaucho-Manier mit nach vorne durch- und vom Pferd weggestreckten Beinen und fest geballter Faust durchs Gelände. Wer sowas toll findet hat echt den Schuss nicht gehört!

Zurück zu meinem "Dicken". Am Anfang konnten wir ihn nur mit einem Billy-Allan-Bit mit Shanks reiten, anders war er nicht zu halten. Das war aber auch noch die Zeit, wo wir die Ohren nicht anfassen durften, und jeder Gegenstand, der aussah wie ein längeres Stück Holz oder eine Peitsche ihn sofort in Panik versetzt haben...

Nachdem er anfing, uns zu vertrauen sind wir eine ganze Zeit auf Wassertrense gegangen, wobei das am Anfang echt ein Kampf war. Das Ding nimmt er einfach nicht ernst. Heute reite ich hauptsächlich mit dem Billy-Allen-Bit, mit Wassertrense eigentlich nur, wenn wir für ein Turnier üben, wo die als Zäumung vorgeschrieben ist (z.B. die FN-Gelassenheitsprüfung). Cisko hasst die Wassertrense nach wie vor. Für das Billy-Allan macht er freiwillig das Maul auf, die Wassertrense muss man reinquälen.
Außerdem reite ich etwa einmal die Woche in der Bahn mit Halsring oder auch nur in Halfter oder Knotenhalfter eingeknüpftem Strick. Cisko genießt das und läßt sich damit auch gut lenken, stoppen, rückwärts und seitwärts richten. Aber alle meine "Vor-Schreiber" haben Recht: eine korrekte Versammlung ist mit diesem selbstgebasteltem Kram nicht möglich, es besteht immer die Gefahr, dass einem das Pferd auseinanderfällt und auf der Vorhand vor sich hin latscht.
Da mein Pferd offensichtlich große Freude an gebißlosen Zäumungen hat und mittlerweile sehr gut auf Gewichts- und Schenkelhilfen geht, werde ich als nächstes auch mal ein Bosal oder Sidepull ausprobieren, falls ich jemanden finde, der mir eins leihen kann, dass um Ciskos 14.5 er Gebißbreite drum herum passt....

Was in Eurer bisherigen Aufzählung noch fehlt, ist das "Stop&Turn", eine gebißlose Zäumung ähnlich einer Hackamore, die Familie Kreinberg empfiehlt und verkauft. Gehört aber auf jeden Fall auch in geübte Hände, weil man mit den Anzügen auch großen Schaden anrichten kann.
Ekzempferd Cisko, Criollo-Mestiz 1995 in Argentinien geboren, 2001 importiert. SE seit 2003. Haltung: Offenstall+Paddock, wenig Weide tägl. Reiten/Bewegung.
SE-Behandlung: 2007 Butox, 2008 Ökozon, im Winter Finisa II